Angesichts der hohen Inflationsrate nimmt die Diskussion über eine schnelle, stärkere geldpolitische Reaktion in den USA derzeit an Fahrt auf. US-Notenbankchef Jerome Powell signalisierte Mitte Januar für die Zeit ab März eine Erhöhung des Leitzinses. Wegen der drohenden verschärften Geldpolitikstraffung verkauften Anleger ihre Staatsanleihen, die Renditen zogen an. Zugleich drückten die jüngsten Ankündigungen der Fed auf die Kurse der hochbewerteten Aktien aus dem Technologiesektor, die Aktienmärkte wurden volatiler.
Noch vor wenigen Monaten waren Zinserhöhungen durch die Zentralbanken, etwa mit Blick auf die Coronakrise, kein Thema. Ende 2021 jedoch hatten sich die Mitglieder der US-Notenbank zunehmend für eine restriktivere Geldpolitik ausgesprochen: Noch Mitte Dezember betrug die Rendite auf 10-jährige US-Staatsanleihen 1,46 %. Mittlerweile sind es 1,70 % (Stand: 13.01.2022) – für Zinsen ein relativ hoher Anstieg innerhalb kurzer Zeit. Auch die kurzfristigen Zinsen sind deutlich gestiegen: Die 2-jährige Rendite für US-Staatsanleihen betrug Mitte September 0,66 %, derzeit sind es 0,89 %.
Im Zuge der anhaltend hohen Inflationsraten in den USA und in Europa sind die Zentralbanken unter Handlungsdruck geraten, ist doch ihre vorwiegende Aufgabe, Preisstabilität zu gewährleisten. Die Märkte haben daher für die kommenden Monate Zinserhöhungen durch die Fed eingepreist. Waren die Terminmärkte Anfang Dezember noch von 1 bis 2 Zinsschritten 2022 ausgegangen, sind es mittlerweile 3 bis 4 Zinsschritte. Die Notenbanker selbst rechnen mit 3 Zinserhöhungen, sogenannten Dot-Plots, in diesem Jahr. Häufig folgt die Europäische Zentralbank (EZB) den US-Notenbankentscheidungen mit mehreren Monaten Abstand. Allerdings wird hier, wenn überhaupt, lediglich von einer leichten Zinsanhebung ausgegangen, da sich viele Länder in Europa durch die Pandemie weiter verschuldet haben.
Durch den spürbaren Renditenanstieg am US-Anleihemarkt waren die Aktienmärkte zum Jahresanfang ins Taumeln geraten. Insbesondere der technologielastige Nasdaq-Index war temporär um bis zu 8 % gefallen, da Technologiewerte besonders von steigenden Zinsen betroffen sind. Generell leiden Aktien mit einer hohen Bewertung (Kurs-Gewinn-Verhältnis) stärker unter steigenden Zinsen, weil der diskontierte Barwert der erwarteten Unternehmensgewinne bei steigenden Zinsen abnimmt.
Für das Jahr 2022 sehen wir es deshalb als entscheidend an, das Aktienportfolio nicht zu technologielastig aufzustellen, sondern auch zyklische Werte wie Banken, Industrie und Grundstoffe im Portfolio zu halten. Eine besondere Herausforderung ist es, dass bei steigenden Zinsen tendenziell sowohl die Anleihen- als auch die Aktienkurse fallen. Deshalb sind wir unter anderem wieder stärker in die Anlageklasse Alternative Investments investiert, da diese Fonds vergleichsweise robust gegenüber steigenden Zinsen sind.