Unsere Marktmeinung: Die Reimann Investors Depesche

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Kapitalmarkt

Portfolio Insights - Mai 2023

 

 

Kommentar

Depesche - Juni 2023

Der größten Volkswirtschaft der Welt, den USA, droht in nur wenigen Wochen ein Zahlungsausfall. Schon im Juni, spätestens zwischen Juli und September könnte es so weit sein. Bei einem Zahlungsausfall kann die Regierung ihren Verpflichtungen, wie Dienstleister zu bezahlen oder staatliche Leistungen wie Sozialhilfe auszuzahlen, nicht länger nachkommen. Der Staat wäre somit temporär zahlungsunfähig. Geraten die USA mit ausstehenden Krediten in Verzug, dürfte ihre Kreditwürdigkeit von Ratingagenturen herabgestuft werden. Viele Analysten glauben, dass ein Zahlungsausfall die Finanzmärkte und Konjunktur erschüttern würde.

Wie kann eine solche Situation überhaupt entstehen? Da die Steuereinnahmen nicht ausreichen, um alle Bundesausgaben zu decken, nimmt die US-Regierung viele Kredite auf, im Durchschnitt mehr als 7 Milliarden US-Dollar pro Arbeitstag. Weil aber die Regierung noch immer mehr ausgibt, als sie einnimmt, muss die Schuldengrenze regelmäßig angehoben werden. Das darf nur der US-Kongress beschließen. 102 Mal hatte der die Schuldenobergrenze seit Ende des Zweiten Weltkriegs bereits angehoben, geändert oder vorübergehend ausgesetzt. Im Januar 1995 lag die Schuldenobergrenze der USA sowie die Staatsverschuldung bei circa 5 Billionen US-Dollar. Im April 2023 waren die USA in Höhe von 31,5 Billionen US-Dollar verschuldet. Die Schuldenobergrenze lag bei 31,4 Billionen US-Dollar.

Warum ist es gerade so ernst? Diesmal sind die politischen Gräben besonders tief. Und die Verhandlungen ziehen sich bereits seit Monaten hin. Die Republikaner im Repräsentantenhaus knüpfen ihre Zustimmung für die Anhebung der Schuldenobergrenze an drastische Kürzungen der Bundesausgaben, etwa um einen Teil der von Präsident Biden unterzeichneten Klimagesetze rückgängig zu machen. Auch im US-Senat, wo die US-Demokraten über nur eine knappe Mehrheit verfügen, droht Widerstand.

Und die Lösung? Zum einen könnte Biden einige moderate Republikaner im Repräsentantenhaus und im Senat dazu bewegen, doch für eine Anhebung des Limits zu stimmen. Zum anderen könnte die US-Regierung einfach weiterhin Kredite aufnehmen, da sie laut US-Verfassung dazu verpflichtet ist, ihre Schulden zu begleichen. Allerdings warnen Experten, dass dies eine sofortige Verfassungsbeschwerde vor dem Obersten Gericht nach sich ziehen würde.

Wir gehen davon aus, dass auch dieses Mal die Schuldenobergrenze nach oben angepasst wird. Selbst wenn es zu Verwerfungen kommen sollte, erwarten wir, dass die jetzige Situation eher kurzfristig Einfluss haben dürfte. In den vergangenen zehn Jahren hatten die USA jede Pattsituation bei der Schuldenobergrenze rechtzeitig gelöst. Ein Zahlungsausfall wurde stets vermieden. Das haben auch die Marktteilnehmer im Lauf der Jahre verinnerlicht. Da die potenziellen Folgen eines Zahlungsausfalls verheerend wären, einschließlich der Schäden im globalen Finanzsystem und einer Rezession in den USA und möglicherweise auch in der Weltwirtschaft, hatte der Kongress die Schuldenobergrenze bislang immer angepasst. Auch wenn das Finanzministerium eine Zeit lang mit außerordentlichen Maßnahmen arbeiten musste, um die Schulden unter der gesetzlichen Grenze zu halten. Zudem: Die USA sind eines der wenigen Industrieländer, die die Höhe ihrer Kreditaufnahme immer wieder neu beschließen müssen. Der Vorgang ist mehr als ein Jahrhundert alt und stammt aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, als die Staatskosten explodiert waren.

Kapitalmarkt

Portfolio Insights - April 2023

Kommentar

Depesche - Mai 2023

Als Mitte März drei amerikanische Geldinstitute innerhalb weniger Tage in Schieflage gerieten und die seit Jahren schwächelnde Schweizer Credit Suisse kurzfristig von der UBS übernommen wurde, brach sich auch die Sorge vor einer neuen Bankenkrise Bahn. Trotz alledem: Eine weltweite Finanzkrise wie 2008 halten Experten derzeit für sehr unwahrscheinlich und es kam nicht zu nachhaltigen Kursrückgängen. Aber die jüngsten Turbulenzen bei den Banken haben natürlich Auswirkungen, etwa auf die Zinsen.

Seit März 2022 haben die großen Zentralbanken, beginnend mit der US-amerikanische Notenbank Fed, teils drastische Leitzinserhöhungen vollzogen, um die Preisstabilität zu gewährleisten und der noch immer hohen Inflation entgegen- zusteuern. Die zuletzt ausgefallenen Banken aber haben gezeigt, dass die nun höheren Zinsen die Finanzstabilität gefährden können: Erste Risse im globalen Finanzsystem wurden offenbar. Interessant wird also sein, wie die Zentralbanken auf diese Situation reagieren, befinden sie sich doch in einem Dilemma: Sie möchten die Teuerung langfristig auf rund 2 % eindämmen und die Inflation kontrollieren, aber zugleich die Finanzmärkte stabilisieren.

Trotz der Verwerfungen im Bankensektor reagierte die Europäische Zentralbank (EZB) Mitte März auf die hohe Teuerung und hob den Leitzins für den Euroraum erneut an, und zwar um einen halben Prozentpunkt auf 3,5 %. Auch die Fed erhöhte Ende desselben Monats die Zinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte auf die Spanne von 4,75 bis 5,0 %. Beide blieben damit also vorerst auf dem Pfad steigender Zinsen, um die Preisstabilität wiederherzustellen. Denn zum einen liegt die Inflation mit 6 % in den USA (Februar) und mit 6,9 % im Euroraum (März) nach wie vor deutlich über dem Inflationsziel. Auch lässt die robuste US-Wirtschaft sowie die hohe Nachfrage eine Drosselung der Wirtschaft durch teurere Kredite nach wie vor zu. Zum anderen waren die Zinsschritte ein wichtiges Signal, dass die aktuellen Turbulenzen eben gerade keine weitreichende Krise sind. Allerdings: Dass die Notenbanken signalisieren, im Krisenfall einzuspringen und Finanzinstitute mit Kapital auszustatten, bedeutet auch: Immer mehr Geld im System befeuert die Inflation.

Was also werden die Notenbanken langfristig höher gewichten: die Inflationsbekämpfung oder die Stabilität des Finanzsystems? Die Kapitalmärkte sind derzeit der Ansicht, Letzteres. Denn seit der Pleite der Silicon Valley Bank – immerhin der größte Kollaps einer Bank seit der Finanzkrise von 2008 – sind die kurzfristigen und langfristigen Zinsen deutlich gefallen. Die Märkte gehen daher aktuell davon aus, dass die Fed die Zinsen nicht weiter erhöhen und ab Mitte des Jahres wieder senken wird. Da Preisentwicklung und Konjunkturwachstum in Europa im Vergleich zu den USA zeitlich verzögert erfolgen, rechnen sie damit, dass die EZB die Zinsen vorerst weiter anheben wird. In unseren Vermögensmandaten haben von den fallenden Zinsen insbesondere unsere länger laufenden Staatsanleihen und Gold profitiert, aber auch Technologieaktien, in die wir investiert sind.

Der Kapitalmarkt scheint also verinnerlicht zu haben, dass Vorsicht besser ist als Nachsicht: Die Fed kündigte eine schärfere Aufsicht und Regulierung der mittelgroßen Geldinstitute in den USA an. Die EZB möchte im Bedarfsfall ausreichend Liquidität gegen Sicherheiten bereitstellen – und so zur Finanzstabilität beitragen.

Kapitalmarkt

Portfolio Insights - März 2023

Kommentar

Depesche - April 2023

Der Jahresbeginn war geprägt von deutlichen Kurssteigerungen an den Aktienmärkten. Der Finanzsektor zählte dabei zu den stärksten Branchen, da er in besonderem Maße von fallenden Inflationsraten und einer immer noch robusten globalen Konjunktur profitierte. Zudem kam den Banken die Zinswende der großen Notenbanken zugute, die das Kreditgeschäft wieder attraktiver machte. Allerdings wurde die positive Kursentwicklung Mitte März abrupt unterbrochen.

Zu diesem Zeitpunkt gerieten gleich drei amerikanische Geldinstitute innerhalb weniger Tage in eine Schieflage. Und sie versetzten damit den globalen Bankensektor in Aufruhr. Die Silvergate Bank, eine auf Kryptowährungen spezialisierte US-Bank, hatte die Einstellung ihres Geschäftsbetriebs und ihre freiwillige Liquidation angekündigt. Die Entscheidung folgte auf verheerende Verluste in Zusammenhang mit der Insolvenz einer Kryptobörse. Ein offenbar laxes Risikomanagement und enorme Abflüsse von Kundengeldern brachten die Silicon Valley Bank, eine mittelgroße US-Bank, spezialisiert auf die Betreuung von Technologie- und Risikokapitalunternehmen, in Schwierigkeiten. Und die dritte Bank, die Signature Bank, hatte mit erheblichem Vertrauensverlust in die Führung der Bank zu kämpfen. Auch hier hatten Kunden innerhalb kurzer Zeit einen Großteil ihrer Einlagen abgezogen, wodurch das Institut in eine finanzielle Schieflage geriet.

In Europa gab es ebenfalls Turbulenzen im Bankensektor. Die seit Jahren schwächelnde Credit Suisse musste kurzfristig von der UBS übernommen werden, um eine Verstaatlichung zu vermeiden. Auch bei der Credit Suisse waren offenbar Missmanagement und Milliardenverluste durch mehrere Fehlinvestitionen Grund für die Vertrauenskrise. Als dann noch ein wichtiger Anteilseigner der Schweizer Bank bekundete, kein frisches Kapital zur Verfügung stellen zu wollen, kam das Institut endgültig ins Taumeln.

Bei allen vier Banken lagen die Hauptgründe für deren Scheitern zu einem Großteil in hausgemachten Faktoren. Schlechte Managemententscheidungen, riskante Geschäftspraktiken und ein mangelhaftes Risikomanagement führten dazu, dass die Banken sowohl das Vertrauen ihrer Kunden als auch jenes der Investoren verloren haben. Die Federal Reserve, die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Bankenaufsichten in Europa und den USA betonen deshalb, dass die aktuelle Bankenkrise nicht mit der Finanzkrise 2008 vergleichbar sei. Damals waren mehrere große Banken durch Kreditausfälle bei Hypothekendarlehen in Zahlungsschwierigkeiten geraten.

Unsere Portfolien von Reimann Investors waren im März nicht direkt in Wertpapiere der vier oben genannten Banken investiert. Unsere Positionen innerhalb des globalen Finanzsektors betrugen zum Stichtag 21.03.2023 lediglich 2,3 % im Reimann Investors Vermögensmandat I. Unsere Kursverluste durch Aktien von Finanzinstituten sowie einen ETF auf den MSCI-World-Finanzsektor waren daher nur sehr gering. Wir werden die Situation weiterhin engmaschig überwachen, um auf Veränderungen kurzfristig reagieren zu können. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir jedoch nicht davon aus, dass es zu einer ähnlichen Situation wie 2008 kommen wird, da die meisten Banken gut kapitalisiert sind und auch die Aufsichtsbehörden in der aktuellen Lage besonnen reagiert haben.